BAU 2015 Team Building No. 4: Oberflächen für höchste Ansprüche
Wie schafft man es eigentlich, ein atemberaubendes Gebäude zu realisieren, das in Form und Funktion neue Maßstäbe setzt? Ein solches Beispiel ist das SU Haus in Stuttgart, das als dreistöckige Villa hohe Ästhetik und ein einzigartiges Raumerlebnis miteinander verbindet. Klar, dass da eine besondere Planung wichtig ist. Genauso wichtig sind jedoch die richtigen Oberflächenmaterialien, um die geplante Ästhetik auch tatsächlich zum Leben zu erwecken.
In dieser Ausgabe der BAU Team Buildings Interview-Serie stellen wir Ihnen das starke Team hinter dem SU Haus vor: den Architekten Alexander Brenner und den für die Oberflächen im Innenraum verantwortlichen Verarbeiter Rolf-Dieter Kellner. Entdecken Sie selbst, wie durch enge Zusammenarbeit wirklich Außergewöhnliches entsteht.
Teilnehmer des BAU Team Building No. 4:

Verarbeiter:
Rolf-Dieter Kellner,
Kellner Farbgestaltung Beck,
Stuttgart, D

Architekt:
Alexander Brenner,
Alexander Brenner Architekten,
Stuttgart, D
Aus der Kooperation zwischen Ihnen beiden ist ein sehr gutes Gebäude entstanden: das Produkt einer soliden Verknüpfung zwischen Architekt und Verarbeiter. Wie würden Sie Ihre Zusammenarbeit allgemein beschreiben?

Kellner:
Sehr offen und partnerschaftlich, immer fordernd nach Neuem, dabei aber die Machbarkeit nicht aus den Augen verlierend. Ein guter Austausch auf einer sehr menschlichen, ehrlichen Ebene.

Brenner:
Wir sehen den Ausführenden nicht nur als „Ausführenden“, sondern als Partner, mit dem wir zusammen die Möglichkeiten gestalterischer und technischer Art ausloten, manchmal auch experimentieren und dann versuchen, zu den bestmöglichen Ergebnissen zu kommen.

Haben Sie zuvor bereits bei einem Projekt zusammengearbeitet bzw. wie kam Ihre Zusammenarbeit zustande?

Kellner:
Wir haben schon zuvor an zwei Projekten in Stuttgart mit kreativen Oberflächen mitgestalten dürfen. Beim ersten Projekt zuerst nur als Einstieg mit Betonoptik-Oberflächen, dann kamen immer neue Ideen und Vorschläge hinzu und die Aufgaben wurden mehr und mehr.

Brenner:
Wie bei allen Gewerken sind wir auf der Suche nach den „Besten“ und so wurden wir schon vor einigen Jahren auf die Firma Kellner Farbgestaltung aufmerksam. Wir haben dann zuerst kleinere „Versuche“ miteinander gemacht und ich bin glücklich, dass wir heute nahezu alle hochwertigen Oberflächen mit dieser Firma machen dürfen.
Herr Brenner, mit welchen Vorstellungen von der Entwurfsidee gehen Sie zum Handwerker/Verarbeiter?


Brenner:
Natürlich haben wir Vorstellungen, wie zum Beispiel eine Oberfläche aussehen könnte, jedoch sind unsere Auftraggeber, wie auch wir, in der Regel so offen, dass die Ausführenden ihre künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten mit einbringen können und auch sollen. Ich benutze hier gerne das Bild eines Orchesters, bei dem ich zwar der Dirigent bin, aber ohne hervorragende Musiker und Solisten nicht in der Lage wäre, ein Konzert zu veranstalten.

Nach welchen Eigenschaften halten Sie Ausschau, wenn Sie einen Handwerker/Verarbeiter für Ihre Projekte suchen?


Brenner:
Für uns ist ein offener, ehrlicher, respektvoller Umgang sehr wichtig. Dies halte ich für eine unbedingte Voraussetzung über die hervorragende handwerkliche Qualität hinaus. Auch muss bei der Firma – wie natürlich auch bei uns – der Wille zur absoluten Zufriedenheit des Auftraggebers vorhanden sein.

Bis zu welchem Punkt im Planungsprozess darf es für die Machbarkeit bzw. Umsetzbarkeit einer Idee Ihrer Meinung nach keine „Grenzen“ durch beispielsweise bestimmte Produkte geben?


Brenner:
Da wir sehr stark „ausführungsbetont“ arbeiten, ist uns zu jeder Zeit die Umsetzbarkeit ein wesentlicher Punkt. Sollte deshalb eine Idee entweder technisch oder gestalterisch nicht so umsetzbar sein, entwickeln wir lieber zusammen mit den Handwerkern neue Möglichkeiten.

Herr Kellner, zu welchem Zeitpunkt der Planung werden Sie normalerweise zu einem Projekt hinzugezogen?

Kellner:
Wenn ich bei der Farbgestaltung und Beratung hinzugezogen werde, komme ich sehr früh mit ins Boot, oft schon wenn das Gebäude sich im Rohbau befindet. Dabei sind noch wichtige Weichenstellungen, den Untergrund und das Material betreffend, möglich. Ich bin dann auch bei Entwicklung und Entstehung von Raumideen dabei – und das macht die Sache interessant. Als Maler, Gestalter und Handwerker werden wir jedoch leider oft zu spät herangezogen. Dann ist unsere Arbeit oft nur Deko oder Überdeckung von Fehlern. Beim Architekten Brenner allerdings ist das nicht der Fall. Mit ihm gehen wir sehr früh an den Ideenaustausch.


Mit welcher Idee und mit welchen Vorstellungen kommen Architekten bzw. Planer zu Ihnen? Wie oft sind Ideen dabei, die zunächst als Sonderfall gelöst werden müssen?

Kellner:
Bei uns weiß der Architekt meistens, dass wir keine „normalen“ Maler sind. Deshalb kommen viele Architekten mit ihren Bauherren auf mich zu, lassen sich inspirieren und schauen, was es Neues und Außergewöhnliches gibt. Über diese Impulse kommen dann oft sehr gute Gestaltungsvorschläge zu Tage. Besondere Vorstellungen der Kunden machen die Sache dann sehr spannend. Bei der Erarbeitung von Mustern und Vorlagen entstehen Gestaltungen oft ganz zufällig, die am Ende aber der absolute Renner sind.


Welche Eigenschaften schätzen Sie am meisten an Architekten?

Kellner:
Ich schätze am Architekten das Durchhaltevermögen dem Bauherrn gegenüber, sich vom Kostendruck nicht verbiegen zu lassen, wenn es um außergewöhnliche Lösungen geht. Und ich schätze Kontinuität und langjährige Partnerschaft mit Handwerkern.


Kommen wir zu Ihrem gemeinsamen Projekt „SU House“ in Stuttgart: Wie reagiert das Gebäude auf die verschiedenen Rahmenbedingungen?


Brenner:
Das Gebäude reagiert zum einen durch seine äußere Form auf die städtebauliche Situation und maximal auf die Wünsche der zukünftigen Bewohner und hier insbesondere deren Lebensweise.

Was war die Bauaufgabe und welche Lösung haben Sie gefunden?

Kellner:
Besondere Oberflächen, die eine Handschrift zeigen, aus authentischen Materialien. Farbe und Material müssen dem Charakter des Bauwerks entsprechen. Alle von uns ausgeführten Oberflächen sind reine Handarbeit, jede Fläche ist ein Unikat. Die Materialien sind hauptsächlich: Kalkmarmorputz, Wachs, Öle und Metallpulver.

Brenner:
Die Bauaufgabe war ein Haus zum Wohnen nach den Anforderungen der Auftraggeber. Gleichzeitig sollte das Haus ein ruhiger „Hintergrund“ für die zahlreich vorhandenen Skulpturen und Bilder sein. Wir haben deshalb die Kunst ins Wohnen integriert und nicht präsentiert.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Kellner:
Zu Beginn waren nur wenige gestaltete Oberflächen als Akzente vorgesehen, aber mit der Zeit bekam die Bauherrenschaft immer mehr Lust auf mehr, und so wurden immer neue Ideen zwischen Bauherrenschaft, Architekt und mir entwickelt, ausprobiert und letztendlich ausgeführt.

Brenner:
Für mich endet die Planung erst mit Fertigstellung des Hauses. Das Grundgerüst – die Struktur – bleibt natürlich über den gesamten Planungsprozess bestehen, aber durch die gemeinsame Arbeit mit Bauherren und Ausführenden finden vor allem im Innenraum und hier insbesondere bei den Oberflächen Entwicklungen statt.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Brenner:
Wir werden besonders durch „nicht-aktuelle“ Tendenzen geleitet. So versuchen wir, Projekte zu gestalten, die zwar modern und zeitgemäß sind, jedoch nicht modisch. Deshalb sind für uns wertvolle und dauerhafte Materialien und Oberflächen auch so wichtig. Die Möglichkeiten heutiger Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe ist für unsere Auftraggeber, wie für uns, eine Selbstverständlichkeit.

Was war beim Einbau des Materials vor Ort besonders zu beachten?

Kellner:
Die Techniken, vor allem auf den zahlreichen Schrankeinbauten und Wandverkleidungen, erforderten ein Höchstmaß an Präzision. Die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke untereinander war hervorragend und trug zum guten Ergebnis bei. Das ist auch ein Verdienst des Büros Alexander Brenner, denn er setzt meist die gleichen Handwerker ein, und das spürt man am Bau und in der Umsetzung.


Erzählen Sie uns zum Schluss bitte eine kleine Anekdote aus Ihrer Zusammenarbeit.

Kellner:
Beim ersten Besuch des Teams von Brenner Architekten in unserem Showroom waren die jungen Kollegen von Alexander Brenner so begeistert, dass sie ständig Fotos und Sprachnotizen in ihre Kameras machten. Der Chef ließ es sich dann nicht nehmen und kam dann natürlich auch hinzu.


Projektdaten:
Projekt: SU House, Stuttgart, D
Architekt, Landschaftsarchitekt, Lichtplaner, Innenarchitekt: Alexander Brenner Architekten, Stuttgart, D
Verarbeiter: Kellner Farbgestaltung Beck, Stuttgart, D
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Fotografie: Zooey Braun, Kellner Farbgestaltung Beck
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